Das Verbot der Heringsfischerei mit Schleppnetzten zeigt nun erste Auswirkungen. Ganze Existenzen der Fischereibranche sind betroffen und kämpfen nun um ihr Überleben. Kay Briesewitz, von der Insel Rügen ist ebenfalls betroffen.
Zur See zu fahren ist sein Leben. Die Hälfte davon hat der 52-Jährige Kapitän der „Christin-Bettina“, die im Sassnitzer Hafen auf Rügen liegt, dort verbracht. Doch die Aussichten für ihn und sein Schiff sehen schlecht aus.
Rügen: Fischer bangt um seine Zukunft
„Der Fischfang ist mein Leben“, sagt Kay Briesewitz gegenüber dem NDR, während er auf dem Deck seiner „Christin-Bettina“ steht. Normalerweise würden er und seine Kollegen jetzt „volle Suppe in der Heringsfischerei“ stecken. Doch stattdessen bangen sie um ihre Zukunft.
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Das ist Rügen:
- Insel vor der Ostseeküste Vorpommerns
- Flächengrößte und bevölkerungsreichste Insel Deutschlands
- Etwa 70.000 Menschen leben hier
- Rügen ist zehnmal größer als Sylt
- Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
- Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete
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Der Grund: Den Fischern wurde die Basis für ihr wirtschaftliches Überleben entzogen, nachdem seit Jahresbeginn nur noch kleine Kutter Heringe mit Stellnetzen fangen dürfen – und das in überschaubarer Menge.
Rügen: Fischerei in der größten Krise seit der Wiedervereinigung
Über Jahre hat die Europäische Union (EU) die Fangquoten für Heringe gekürzt, um 94 Prozent in den Jahren 2017 bis 2021. Auch beim Dorsch sieht es ähnlich aus.
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Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für die Ostseefischerei in Rostock, sieht die Fischerei gar in der größten Krise seit der Wiedervereinigung. Die Gründe dafür sind vielseitig.
Rügen: Heringsbestand ist um ein Viertel geschrumpft
Seit Jahren erforscht der Wissenschaftlicher die Fischbestände in der westlichen Ostsee. Dabei berät er als Mitglied des des Internationalen Rates für Meeresforschung die EU-Politiker.
Zwar hätten er und seine Kollegen festgestellt, dass der Heringsbestand in der westlichen Ostsee auf ein Viertel geschrumpft sei. Aber: Die Überfischung seit nicht der Grund dafür, erklärt Zimmermann gegenüber dem NDR. Vielmehr seien Klimaveränderungen Schuld.
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So würden wärmere Winter dazu führen, dass Heringslarven in der westlichen Ostsee, dem Greifswalder Bodden, verhungerten. Weil das Boddenwasser wärmer sei, schlüpften sie früher. Und das, obwohl noch nicht ausreichend Nahrung in Form von Plankton vorhanden sei.
Rügen: Noch im Dezember mehr als 80 Tonnen Hering im Netz
Doch es gibt Hoffnung: Weil die Fangquoten nun endlich auch für die dänische und schwedische Fischerei im Kattegat und Skagerrak gekürzt wurden, könnte sich der Bestand erholen. Das werde allerdings noch Jahre dauern, so Zimmermann.
All das bringt Kapitän Kay Briesewitz aber nicht viel. Und er teilt die Ansicht der Wissenschaft auch nicht. Als der Fischer im Dezember zum letzten Mal zum Heringfangen unterwegs war, habe er mehr als 80 Tonnen im Netz gehabt – viermal so viel wie sonst.
Fischer auf Rügen will künftig Sprotten und Plattfische fangen
„Und alle Größen“, sagt Briesewitz dem NDR. Das passe nicht mit der Aussage zusammen, dass es keinen Nachwuchs gebe. Dennoch wird er nun in den nächsten Jahren die Finger vom Hering lassen.
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Stattdessen will er Sprotten und Plattfische fangen, auch wenn das nicht reichen werde, um wirtschaftlich über das Jahr zu kommen. Welche Folgen das für ihn und seinen Betrieb hat, bleibt offen.
Rügen: Acht Fischerboote inzwischen außer Betrieb
Wie schlimm es die Branche getroffen hat, zeigen diese Zahlen: Seit Verkündung der neuen Fangquoten im vergangenen Herbst hätten sich zwei Haupterwerbs- und fünf Nebenerwerbsbetriebe abgemeldet, heißt es laut NDR aus dem Fischereiministerium.
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Acht Fischerboote sind inzwischen aus dem Betrieb genommen worden. Dieses Schicksal will Briesewitz für seine „Christin-Bettina“ auf Rügen unbedingt vermeiden. (mk)