Viele beliebte Urlaubs-Regionen sind mittlerweile massenhaft überlaufen. So auch viele Orte entlang der Ostsee (MOIN.DE berichtete). Insulaner warnen jetzt dringlich davor, dass sich auch Rügen bald vor den Touristen nicht mehr retten könne.
Die Insel Rügen sei für diese Masse an Touristen nicht ausgelegt, meinen die Insulaner. Sie sind verzweifelt und erkennen ihre geliebte Ostsee-Insel kaum noch wieder.
Rügen: So kann es nicht weitergehen
Tourismus-Expertin Nadine Förster ist auf der Insel aufgewachsen. Sie hat schon viele Orte bereist, doch es habe sich überall einiges verändert, wie sie erzählt. „Wenn man da heute hinkommt, ist man einfach enttäuscht, weil es zu viel von allem geworden ist“, sagt sie gegenüber „Panorama 3“. Genau davor wolle sie ihre Heimat-Insel bewahren. Deshalb ist sie in einer Bürgerinitiative und in dem Gemeinderat von Göhren auf Rügen aktiv.
Über 70.000 Betten gibt es derzeit auf Rügen. Die Insel zählt jährlich rund eine Millionen Touristen. Insulaner fürchten selbst verdrängt zu werden, damit noch mehr Touristen auf die Insel kommen können. Ein Landwirt habe genau das erlebt. Der 59-Jährige sehe den Tourismus kritisch, obwohl auch er mit einem kleinen Hofcafé an ihm verdient. Eine Weidefläche für seine Schafe wurde einfach in einen Parkplatz verwandelt, obwohl der Landwirt einen gültigen Pachtvertrag haben soll.
Fakten zu Rügen:
- Rügen liegt vor der Ostseeküste Vorpommerns
- Etwa 70.000 Menschen leben auf der Ostsee-Insel
- Rügen ist die größte der Ostsee-Inseln
- Rügen ist zehnmal größer als Sylt
- Auf der Insel gibt es 100 Sonnenstunden pro Jahr mehr als in München
- Neben Stränden gibt es auf Rügen auch viele Naturschutzgebiete
„Unsere Natur sind unsere Kronjuwelen“, sagt der Landwirt. Doch das werde den Insulanern alles genommen. „Wir haben riesige Probleme mit der Infrastruktur, der Verkehr ist vollkommen überlastet. Abwasser, Wasser, Straßen, alles ist dafür nicht ausgelegt. Es ist ja nicht mehr schön. Es ist jetzt einfach Massentourismus“, sagt er im Interview mit „Panorama 3„.
Vor allem im Süd-Osten von Rügen in Thiessow sind freie Wohnungen ein großes Problem. Sabine Stöckmann ist hier gleichzeitig Gasthaus-Betreiberin und Zimmermädchen. Sie würde gerne für das ganze Jahr jemanden einstellen. Doch das Problem: Es gibt keine Wohnungen, in denen die Mitarbeiter unterkommen könnten. Daher rühre der Personalmangel, der ein echtes Problem auf der Insel darstellt.
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Der Tourismus auf Rügen muss nachhaltiger werden. Wohnungs- und Personalmangel sind ein zunehmendes Problem. Das Weichen der Kronjuwelen der Natur für Hotels und Ferienunterkünfte könne die Insel nicht viel länger tragen. Denn das wäre eine echte Katastrophe für die Sonnen-Insel. „Wenn wir uns auf diesem Weg weiterbewegen, dann bewegen wir uns in die Richtung Übertourismus“, sagt Insulanerin und Tourismus-Expertin Förster.
Es ginge darum, jetzt den Kipppunkt abzupassen. Es müsse gehandelt werden, bevor es zu spät ist…. (llw)