An den Stränden der Nordsee werden immer wieder Dinge angespült, die teilweise seltener sind, wie etwa ein Schiffswrack. In einigen Fällen sind Funde aber auch völlig gewöhnlich und alltäglich, wie die beliebten Muschel- und Steinfunde, die Urlauber sich als Andenken mit in ihre Heimat nehmen. Auf Sylt sorgt ein Fund jetzt für Aufruhr.
Denn nicht immer sind angespülte Sachen ganz unerheblich. In den vergangenen Wochen kamen auf Sylt und an anderen Nordsee-Strände vermehrt Funde auf, die Naturschützer und besorgte Urlauber aufhorchen lassen.
Sylt: Urlauber machen besorgniserregenden Fund
In den sozialen Medien kommen immer wieder Bilder zum Vorschein, auf denen Urlauber stolz ihre Entdeckung vom Strand präsentieren. Darunter kam es in den Wochen auf Sylt, aber auch an anderen Nordsee-Stränden häufiger zum Fund von Paraffin (wir berichteten).
Paraffin kommt bei Rohölverarbeitung vor und wird bei Tankreinigungen von Tankschiffen ins Wasser gelassen. Besonders Industrie-Paraffin ist aber gar nicht so ungefährlich und enthält krebserregende Substanzen! MOIN.DE hat mit Franziska Saalmann von Greenpeace gesprochen.
Die Belastung von Paraffin würde insgesamt zunehmen, die Funde von Strandbesuchern könnten sich allerdings auch punktuell durch Stürme in den vergangenen Wochen oder die Urlaubszeit mit mehr Strandbesuchern häufen.
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Sylt: Gefährliche Anspülung
„Das ist ein Problem und es nimmt zu“, bestätigt die Greenpeace-Mitarbeiterin. Seit Anfang 2021 ist für Tanker verboten, Paraffin abzulassen. Nur in gewissen Zonen ist es legal, außerhalb nicht. Greenpeace fordert schon seit Jahren, dass Paraffin-Aufkommen im Blick behalten und reguliert wird. Eine mögliche Lösung sei es, die Tankreinigung kontrolliert in Häfen vorzunehmen. Das Thema sei seit Jahren auf dem Tisch.
Für Vögel und andere Tiere ist Paraffin gefährlich. Ein bekanntes Problem, wie Saalmann erläutert. Tiere würden das Paraffin mit Nahrung verwechseln und ihr Verdauungstrakt könnte die Substanzen natürlich nicht als Nahrung verarbeiten. Für die tierischen Bewohner kann das übel enden. „Im schlimmsten Fall der Tod“, sagt Saalmann zu MOIN.DE.
Auch für die Natur ist Paraffin schädlich. So schmilzt es beispielsweise in der Sonne und fließt in den Boden. Dadurch, dass es sich um persistente Stoffe handelt, können diese nur langsam abgebaut werden und belasten die Umwelt.
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Sylt: Das sollte man beim Fund beachten
Auf keinen Fall sollten die Paraffin-Brocken mit bloßen Händen angefasst werden, rät Saalmann. Giftige Begleitstoffe könnten beispielsweise zu Hautreizungen führen. In was für Mengen das Paraffin auftaucht, ist ganz unterschiedlich. Bei kleineren Brocken können Finder die Behörden kontaktieren, bei größeren sogar das Havariekommando.
Oft sieht Paraffin aus wie geschmolzenes Plastik oder hat eine schwammartige Form. Von Natur aus ist Paraffin weißlich, kann aber gelblich-bräunlich verfärbt vorkommen. Oft ist die Form abstrakter. Im Zweifelsfall sollten Spaziergänger, die einen unbekannten Fund machen, die Finger davon lassen und die Behörden im Zweifel direkt kontaktieren.