Der erste Monat mit dem 9-Euro-Ticket in Hamburg geht zu Ende. In ganz Deutschland blickt man auf einen vollen Erfolg zurück: Millionenfach kauften Menschen die Fahrkarten und stiegen damit in Busse und Bahnen. Und in der Hansestadt natürlich auch auf die Fähren.
Im Juli und August werden wohl ebenfalls wieder sehr viele Menschen das 9-Euro-Ticket in Hamburg kaufen. Doch was passiert nach dem 31.8., wenn das Ticket ausläuft? Ist dann wieder alles beim Alten und wird es teuer für Reisende im Nahverkehr?
9-Euro-Ticket Hamburg: Eigentlich zu günstig?
Alexander Montana, Landesvorstandsmitglied des Verkehrsclub Nord (VCD), sagt: „Nach dem 31. August zum alten Stand zurückzukehren, wäre falsch. Ich würde die Aktion bis zum Ende des Jahres verlängern, gegebenenfalls als 29 Euro Ticket, und ab dem 1. Januar ein Folgeprodukt einführen.“
Laut Montana sei das 9-Euro-Ticket eigentlich zu günstig. „Der VCD sieht dauerhaft ganz billige Tickets und kostenlosen Nahverkehr kritisch. Man sollte breiter finanzieren, sodass die Fahrt jedoch günstiger ist als mit dem Auto. Wir müssen die Verkehrsunternehmen so ausstatten, dass das Angebot ausgeweitet wird.“
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Eine Absage gab es kürzlich schon aus Berlin: Das 9-Euro-Ticket als Reaktion auf die hohen Energiepreise sei zeitlich befristet im Gesetz angelegt, sagte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). „Dementsprechend gibt es derzeit keine Überlegungen, das zu verlängern.“
Die Ergebnisse des Tickets sollten aber ausgewertet werden, um für vereinbarte Gespräche mit den Ländern wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen – auch zu mehr Anreizen für eine Nahverkehrsnutzung im normalen Tarifsystem.
Was bedeutet das? Zunächst einmal, dass es mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ab September kein 9-Euro-Ticket mehr in Hamburg zu kaufen gibt.
Aber das heißt nicht, dass alles zum alten, teuren Stand zurückkehrt. Denn auch beim HVV denkt man bereits weiter.
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Mehr zum 9-Euro-Ticket:
- gültig in den Monaten Juni, Juli und August
- die Vergünstigung ist Teil des Entlastungspaketes der Bundesregierung
- für jeweils 9 Euro pro Monat im bundesweiten Nah- und Regionalverkehr einsetzbar
- nicht aber in IC-, ICE- oder EC-Zügen
- bei Flixbus und Flixtrain ist das Ticket ebenfalls nicht gültig
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9-Euro-Ticket Hamburg: VCD Verkehrsexperte legt Nachfolger-Konzept vor
Alexander Montana vom VCD hat seine ganz eigene Idee eines Nachfolgers für das 9-Euro-Ticket ausgetüftelt. „Klimaticket Job“ nennt er es, es gilt für Arbeitnehmer. Ähnlich der „ProfiCard“ im HVV. Das Ticket soll bundesweit im Nahverkehr gelten.
Arbeitgeber, die mitmachen wollen, zahlen pro Monat 10 Euro für jeden Angestellten, den sie haben, unabhängig davon, wie viele letztlich auch Bahn fahren und das Ticket haben wollen. Je Unternehmen sind mindestens 50 Euro monatlich als Sockelbeitrag abzuführen.
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Die Arbeitnehmer zahlen ebenfalls 10 Euro Monatlich als Solidarbeitrag. „Im Gegenzug können Unternehmen das Prima Klimaticket Job für 50 Euro an Arbeitnehmende ausgeben“, so der Verkehrsexperte vom VCD.
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Daten und Fakten zum HVV:
- wurde am 29. November 1965 gegründet
- umfasst das Hamburger Stadtgebiet und umliegende Gebiete in Schleswig-Holstein und Niedersachsen
- Zum Angebot des HVV zählen auch vier U-Bahn-Linien (betrieben von der Hamburger Hochbahn AG) und sechs S-Bahn-Linien (betrieben von der S-Bahn Hamburg GmbH)
- ist mit rund 4.500 Fahrzeugen im Einsatz
- befördert laut eigenen Angaben rund 2,6 Millionen Fahrgäste am Tag
- Es gibt 10.184 Haltestellen im Verbundgebiet
- 763 Linien werden betrieben
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Das ganze Konzept ist für Bahnfahrer deutlich teurer als das 9-Euro-Ticket, würde den Verkehrsunternehmen aber viel höhere Einnahmen bescheren. „Würde jeder vierte Mitarbeitende eines Unternehmens ein solches Ticket abnehmen, ergeben sich je Ticket effektiv Einnahmen von 120 Euro für die Verkehrsunternehmen.“
Damit ließen sich dann wiederum Kapazitätsprobleme lösen, die es ja aktuell definitiv gibt.
Auszubildende sollen Fernverkehr nutzen dürfen
Montana ist überzeugt, dass man Firmen und Co. mit ins Boot holen muss. „In Wien gibt es zum Beispiel eine Arbeitgeber-Abgabe an den ÖPNV. Ich möchte aber keinen Zwang. Das Mitmachen ist freiwillig für Arbeitgeber.“ Auch aus Berlin sollen Subventionen kommen.
Azubis sollen das „Klimaticket Job“ als Mehrwehrt außerhalb der Stoßzeiten, zum Beispiel abends, auch in ICEs und anderen Fernzügen nutzen können. Für Senioren fordert Montana zunächst ein 365-Euro-Ticket, das ein Jahr lang im ganzen Bundesland und in benachbarten Verkehrsverbünden gilt.
Wie das „Handelsblatt“ berichtet, plant die Bundesregierung tatsächlich eine Fahrkarte mit dem Namen „Klimaticket“ zu unterstützen, die den Nahverkehr dauerhaft attraktiver macht. Wie genau die aussehen könnte, ist allerdings noch nicht durchgesickert.
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9-Euro-Ticket Hamburg: Das sagt der HVV
Beim HVV gibt man sich zu neuen Ideen und Konzepten als Nachfolge zum 9-Euro-Ticket in Hamburg noch bedeckt. Die gute Nachricht aber: auch hier scheint sich etwas zu bewegen.
Auf Nachfrage von MOIN.DE heißt es von Sprecherin Silke Seibel: „Der HVV lotet derzeit mögliche neue Angebote und Tarife aus, Details können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen.“
Das klingt zumindest so, als würden Kunden auch nach dem 31.8. billiger wegkommen, als früher.
Eine so günstige Fahrkarte wie das 9-Euro-Ticket wird es Stand jetzt wohl aber eher nicht mehr zu kaufen geben…