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Hamburg: Blutbad in Alsterdorf – Mehrere Tote ++ Neue Details zum Täter

Groß-Alarm in Hamburg! Nach Schüssen in einer Kirche in Alsterdorf sind mehrere Menschen tot. Einige sind schwerverletzt.

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Die fünf krassesten Hamburger Kriminalfälle

Großalarm in Hamburg! Bei Schüssen in einer Hamburger Kirche wurden am Donnerstagabend (9. März) laut Polizei mehrere Menschen getötet und weitere Personen verletzt. Wie auf einer Pressekonferenz am Freitagmittag bekannt gegeben wurde, gibt es acht Tote. Darunter auch der Täter, der sich am Ende seines Verbrechens selbst erschoss.

Nach den tödlichen Schüssen in einer Hamburger Kirche im Stadtteil Alsterdorf gibt es keine Hinweise auf flüchtige Täter. Nach Informationen aus Sicherheitskreisen stufte die Polizei die Tat als Amoklauf ein. Mittlerweile gibt es nähere Informationen zum mutmaßlichen Täter.

MOIN.DE war vor Ort.

Hamburg: Schüsse bei Veranstaltung der Zeugen Jehovas

Die Gewalttat ereignete sich gegen 21.00 Uhr in einer Kirche im Hamburger Stadtteil Altsterdorf im Bezirk Großborstel – während einer öffentlichen Veranstaltung mit 36 Menschen der Zeugen Jehovas. Weitere waren digital zugeschaltet. Um 21.04 Uhr gingen die ersten Notrufe bei Rettungskräften ein, wie bei der Pressekonferenz im Polizeipräsidium bekannt gegeben wurde.

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Einsatzkräfte der Polizei seien in der Nähe und wenige Minuten später am Tatort gewesen – und dann „sehr schnell in das Objekt eingedrungen“. Im Gebäude fanden die Beamten den Angaben zufolge mehrere Tote und Schwerverletzte. Sieben Menschen wurden vom mutmaßlichen Täter erschossen, acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer verletzt.

Die Einsatzkräfte nahmen wahr, wie eine Person in den ersten Stock floh. Der Mann war bewaffnet, stellte sich dann als Täter heraus. Er schoss zunächst durch das Fenster von außerhalb des Gebäudes und auf einen Wagen. An dem Auto konnten zehn Einschusslöcher gefunden werden. Die Frau konnte fliehen und sich an eine Polizeistation wenden. Der Täter drang dann in das Gebäude ein, wo er in der laufenden Veranstaltung schoss.

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Rund 20 Menschen konnten die Einsatzkräfte umgehend retten. Wie Polizeisprecher Holger Vehren vor Ort mitteilte, mussten Einsatzkräfte des USE (Unterstützungsstreife für besondere Einsatzlagen), keinen Gebrauch von Schusswaffen machen.

Polizisten in Spezialausrüstung sind in Hamburg im Gebäude. Foto: dpa

Hamburg: Bisherige Erkenntnisse zum Täter

Nach ersten Ermittlungen konnten bei der Pressekonferenz erste Informationen zum mutmaßlichen Täter bekannt gegeben werden. Philipp F. war ein ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas und lebte und arbeitete seit 2014 in Hamburg und hatte laut Beamten keine Vorstrafen in Hamburg.

Vor anderthalb Jahren trat Philipp F. (35) – offenbar freiwillig – bei den Zeugen Jehovas aus. Scheinbar sei er mit der Glaubensgemeinschaft jedoch nicht im Guten auseinander gegangen. Details zu Streitigkeiten innerhalb der Zeugen Jehovas sind noch Teil der Ermittlungen. Der Täter war im legalen Besitz von Waffen, da er als Sportschütze einen Waffenschein besaß.

Bei der Tat verschoss er neun Magazine mit je 15 Schuss. Waffen und digitale Geräte wie Laptops und Smartphones wurden bei einer Durchsuchung des Wohnsitzes in Altona gefunden und für Ermittlungen eingenommen.

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Bei den Opfern handelt es sich um vier Männer und zwei Frauen im Alter zwischen 33 und 60 Jahren. Auch ein sieben Monate alter Fötus ist getötet worden. Darüber hinaus wurden acht Menschen schwer verletzt.

Hamburg: Amtliche Gefahrendurchsage

Zunächst fahndete die Polizei noch nach möglichen weiteren Tätern, am Freitagmorgen erklärte sie dann aber: „Nach aktuellem Sachstand gehen wir von einem Täter aus.“ Alle im Umfeld der Kirche ergriffenen Maßnahmen würden sukzessive eingestellt. Auch eine am Abend zunächst ausgegebene amtliche Gefahrenwarnung wurde am Freitagmorgen kurz nach 03.00 Uhr wieder aufgehoben.

In der Warnung waren die Menschen rings um den Tatort zur Vorsicht aufgerufen worden: Autofahrer sollten den Bereich weiträumig umfahren, der Gefahrenbereich sollte gemieden werden. Menschen im Gefahrenbereich sollten an ihrem Aufenthaltsort bleiben und sich vorläufig nicht ins Freie begeben, hieß es.

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Ein erster Leichenwagen war gegen 8 Uhr am Tatort vorgefahren. Gegen 6 Uhr wurde der Verkehr auf der viel befahrenen Straße Deelböge wieder freigegeben.

Großaufgebot von Spezialkräften der Polizei in Hamburg. Foto: MOIN.DE/Maik Skowronek

Hamburg: Motive der Tat noch unklar

Die Motive bleiben bislang unklar. „Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat dauern an“, erklärte die Polizei. Sie war mit einem Großaufgebot vor Ort, auch Sprengstoffexperten waren im Einsatz.

Die Polizei veröffentlichte einen Zeugenaufruf: Es sei ein Hinweisportal eingerichtet worden, „auf das Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden können“.


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Am frühen Morgen sicherte die Polizei vor, hinter und in dem dreigeschossigen Gebäude noch weiter Spuren. An der Außenseite des Gebäudes haben die Ermittler noch in der Nacht zahlreiche kleine Nummerntafeln aufgestellt, um Spuren der Gewalttat zu markieren.

Am Morgen war auch ein 3D-Scanner im Einsatz, um den Tatablauf zu dokumentieren. Der Eingang zu dem Gebäude der Zeugen Jehovas war am Morgen mit einem Sichtschutz abgedeckt.

Hamburg: Bürgermeister zeigt Anteilnahme

Noch am Donnerstagabend meldete sich Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher via Twitter: „Die Meldungen aus Alsterdorf/Groß Borstel sind erschütternd. Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl. Die Einsatzkräfte arbeiten mit Hochdruck an der Verfolgung der Täter und der Aufklärung der Hintergründe.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die tödlichen Schüsse als brutale Gewalttat bezeichnet. „Schlimme Nachrichten aus #Hamburg. Mehrere Mitglieder einer Jehova-Gemeinde sind gestern Abend einer brutalen Gewalttat zum Opfer gefallen“, postete er am Freitagmorgen über den Regierungsaccount auf Twitter. „Meine Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen. Und bei den Sicherheitskräften, die einen schweren Einsatz hinter sich haben.“ 

Die Zeugen Jehovas zeigten sich „tief betroffen“. „Unser tiefes Mitgefühl gilt den Familien der Opfer sowie den traumatisierten Augenzeugen. Die Seelsorger der örtlichen Gemeinde tun ihr Bestes, ihnen in dieser schweren Stunde Beistand zu leisten“, hieß es in einem Statement auf der Website der Gemeinschaft.

MOIN.DE bleibt dran…