Es ist besiegelt: Auf der Insel Fehmarn haben die Bauarbeiten zu Europas größtem Verkehrsprojekt begonnen. Bagger sind angerollt und auch mitten auf der Ostsee sind die Vorbereitungen gestartet.
Vielen Anwohnern von Fehmarn tut der Anblick der schweren Geräte im Herzen weh. Lange hatten sie sich gegen den Bau des Belttunnels gewehrt. Sie sehen Schutz, Ruhe und Umwelt ihrer Insel und der Ostsee gefährdet. Mit einem eindeutigen Symbol hat sich nun ein Gegner des Projekts in Puttgarden verewigt.
Fehmarn: Totenkreuz am Hafen von Puttgarden
Im Angesicht der Schaufelbagger hat jemand am Hafen ein Kreuz errichtet. „Anno 2021“ ist darauf zu lesen. Auch ein Totenschädel ist abgebildet. Eine deutliche Kritik an dem milliardenschweren Verkehrsprojekt.
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„Es ist unfassbar, was da passiert. Für die Tiere und die Umwelt eine Katastrophe. Es ist so laut, selbst in der Nacht wird gebaggert – man hört es kilometerweit. Wer auch immer dieses Kreuz aufgestellt hat: es passt!“, schreibt eine Insel-Bewohnerin in einer Facebook-Gruppe.
In den Kommentaren unter dem Beitrag melden sich einige Insel-Freunde zu Wort. „Ich bin so traurig. Es war eine so schöne Insel. Mal sehen ob wir noch mal kommen“, schreibt eine Frau. „Sehr traurig. Es war fast 40 Jahre unsere Insel. Jetzt nicht mehr. Leider“, zeigt sich eine andere enttäuscht.
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Das ist Fehmarn:
- Fehmarn ist nach Rügen und Usedom die drittgrößte Insel Deutschlands
- Es ist die einzige Ostsee-Insel Schleswig-Holsteins
- Die Fehmarnsundbrücke, die Fehmarn mit dem Festland verbindet, ist 963 Meter lang
- Fehmarn zählt rund 12.600 Einwohner
- Auf der Insel gibt es vier Naturschutzgebiete
- Der 17,6 Kilometer lange Fehmarnbelttunnel soll Fehmarn mit der dänischen Insel Lolland verbinden; die Eröffnung ist für 2029 geplant
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„Besonders übel ist das für die Tierwelt. Erst ist am Sund dieser Dauerlärm durch die Vibration und den Schall der Brücke, dann wühlen Baggerschiffe den Belt auf und zerstören die Riffe“, heißt es weiter.
Fehmarn: Gegenwind von Aktionsbündnis und Nabu
Doch all die Klagen verhallen über der Ostsee. Der Bau ist beschlossen. Für die durch die Arbeiten zerstörten Riffe sind aktuell Ausgleichsflächen geplant. Dennoch gehen unter anderem der Naturschutzbund Nabu und das Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung gehen weiter juristisch gegen das Projekt vor. Der Nabu wirft den Behörden vor, gesetzliche Vorgaben beim Ausgleich der 36 Hektar Riffflächen nicht erfüllt zu haben (MOIN.DE berichtete).
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Um Fehmarn und das Festland auf künftig deutlich mehr Verkehr vorzubereiten, soll die sogenannte Hinterlandanbindung in Schleswig-Holstein ausgebaut werden. Während es für den Ausbau der Bundesstraße auf Fehmarn bereits Baurecht gibt, bezeichnete Verkehrsminister Buchholz den geplanten Ersatz der Fehmarnsundbrücke zwischen Insel und Festland als „ein etwas schwierigeres Kapitel“.
Für den Ausbau der Bahnstrecke auf dem Festland rechnet Buchholz dagegen nicht mit großen Schwierigkeiten. (mik mit dpa)