Aus einem Urlaub zu Ostern an der deutschen Nordsee– und Ostsee-Küste wird nichts. Das ist eines der Ergebnisse des Corona-Gipfels vom 22. März. Touristische Hotelübernachtungen bleiben untersagt, auch das kontaktarme Reisen, beispielsweise in Ferienwohnungen, soll es vorerst weiter nicht geben.
Vorschläge etwa von nördlichen Ländern, ihren eigenen Bewohnern mit Tests und strengen Hygienekonzepten Urlaub an der Küste, etwa in Selbstversorger-Einrichtungen, zu ermöglichen, fanden in der Bund-Länder-Runde keine Mehrheit (MOIN.DE berichtete). Vertreter der Tourismusbranche an der Ostsee und Nordsee haben zu diesen Ergebnissen eine klare Haltung.
Ostsee: „Dieses Verhalten einer ganzen Branche gegenüber ist einfach respektlos“
Wobei Lars Schwarz, Landeschef des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Mecklenburg-Vorpommern, nicht von Ergebnissen sprechen möchte. „Das sind keine Ergebnisse. Wir wurden schon wieder vertröstet. Dieses Verhalten einer ganzen Branche gegenüber ist einfach respektlos“, sagt Schwarz im Gespräch mit MOIN.DE.
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Es ist Dienstagmorgen und er wartet gerade gemeinsam mit anderen Tourismusvertretern und mit Bürgermeistern auf ein Gespräch mit Manuela Schwesig. Für die Ministerpräsidentin von MV sowie für die anderen Länderchefs und Kanzlerin Angela Merkel war es eine lange Nacht. Heute, am Tag danach, wird Schwesig das weitere Vorgehen in ihrem Bundesland besprechen.
Sie hatte vor dem Gipfel bei Twitter geschrieben, es könne nicht sein, dass die Bundesregierung Urlaub auf Mallorca ermöglicht und gleichzeitig kein Urlaub im eigenen Bundesland möglich ist. Schwesig hatte angekündigt: „Darüber werden wir mit der Bundesregierung reden müssen“ (MOIN.DE berichtete).
Ostsee: „Das ist maximal ernüchternd und enttäuschend“
Über Reisen ins Ausland wurde dann beim Corona-Gipfel auch gesprochen. Mit dem Ergebnis, dass für Reisende aus Risikogebieten weiterhin strikte Test- und Quarantäneregeln gelten.
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Zudem sollen Fluggesellschaften künftig alle Urlaubsrückkehrer bereits vor dem Abflug nach Deutschland auf das Coronavirus testen – auch aus Nicht-Risikogebieten, wie zuletzt Mallorca. Das Infektionsschutzgesetz soll entsprechend geändert werden.
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Das ist die Ostsee:
- auch Baltisches Meer genannt
- die Ostsee ist das größte Brackwassermeer der Erde
- die Fläche beträgt 412.500 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 459 Meter tief
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Von Öffnungsplänen für den inländischen Tourismus ist in dem Beschlusspapier nichts zu lesen. Am 12. April wollen Kanzlerin Merkel und die Länderchefs das nächste Mal zusammenkommen.
Wie es für den Tourismus weitergehe, bleibe völlig nebulös, sagt Schwarz. „Das ist einfach niederschmetternd. Das ist maximal ernüchternd und enttäuschend für uns.“
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Er werde in dieser Woche wieder in Schwerin gegen den Umgang mit seiner Branche und die auferlegten Regeln demonstrieren. Es sei dringend notwendig, dass die Betriebe bald nach Ostern öffnen dürften. Wenn nach dem Ostergeschäft auch noch weitere Wochen wegfallen, sei das eine Katastrophe.
Ostsee: Auch die Betreiber von Campingplätzen sind enttäuscht
Auch die Campingplätze bleiben über Ostern zu. Christin Lemcke, Geschäftsstellenleiterin des Landescampingverbandes MV, sagt, die Campingplatzbetreiber seien enttäuscht von den Ergebnissen des Corona-Gipfels.
„Wir haben bereits gute Konzepte“, sagt Lemcke und erwähnt Teststrategien, Hygienekonzepte sowie die Kontaktverfolgung über die Luca-App. Der Tourismus sei nicht der Treiber von Infektionen, das habe der vergangene Sommer gezeigt.
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„Wir brauchen jetzt eine Perspektive“, so Lemcke. Spätestens Anfang Mai müsste Urlaub wieder möglich sein.
Ostsee: „Existenzen sind gefährdet“
Tourismusvertreter aus dem Norden hatten im Vorfeld des Gipfels eine stufenweise Öffnung vorgeschlagen. Zunächst sollten Bewohner des Bundeslandes wieder Urlaub in MV machen dürfen.
Damit hätte man wichtige Daten sammeln können, sagt Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Tourismusverbands MV MOIN.DE. Auch er ist enttäuscht von den Ergebnissen des Corona-Gipfels. Die Situation spitze sich zu. „Existenzen sind gefährdet“, so Woitendorf.
Langfristige Schäden seien jetzt noch gar nicht absehbar. Aufgrund der Perspektivlosigkeit würde immer mehr Personal die Branche wechseln. Vom Tourismus in Pflegeberufe oder an die Kasse von Supermärkten. „Das werden wir noch zu spüren bekommen.“
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Auch Woitendorf hofft auf eine baldige Öffnung nach Ostern. Das sei für die Branche extrem wichtig. Immerhin seien auf dem Corona-Gipfel weitere finanzielle Hilfen angesprochen worden. Besonders schwer betroffene Unternehmen sollen diese erhalten. „Die müssen dann natürlich auch zeitnah bei den Betrieben hier ankommen.“
Das hofft auch Lars Schwarz, findet jedoch, dass auch diese Hilfen wenig konkret formuliert seien. Zu einer stufenweisen Öffnung sagt Schwarz, dass diese nur jetzt etwas gebracht hätte. Denn wirtschaftlich, das betont auch Woitendorf, rechne sich das letztlich nicht. „Nach Ostern müssen wir dann den Tourismus hochfahren können“, so Schwarz.
Nicht nur an der Ostsee-, auch an der Nordsee-Küste ist die Enttäuschung groß
Auch an der Nordseeküste ist die Enttäuschung groß. „Es ist ein rabenschwarzer Tag“, zitiert die Deutsche Presse-Agentur die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Nordsee, Sonja Janßen, am Dienstag.
Besonders enttäuscht sei der Verband, dass es nicht gelungen sei, mit einer von Touristikern, Kreisen und Gastgewerbe vorgelegten Vier-Säulen-Strategie, bestehend aus Impfen, Testen, digitaler Nachverfolgung und Hygieneregeln auf eine Öffnungs-Perspektive hinzuwirken. „Diese Konzepte wurden offensichtlich gar nicht wahrgenommen“, sagte Janßen.
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Das ist die Nordsee:
- die Nordsee ist ein Randmeer des Atlantischen Ozeans
- die Nordsee ist ein wichtiger Handelsweg und dient als Weg Mittel- und Nordeuropas zu den Weltmärkten
- die Fläche beträgt 570.000 Quadratkilometer
- sie ist bis zu 700 Meter tief
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Dabei sei bereits im vergangenen Frühjahr gezeigt worden, dass eine schrittweise Öffnung des Individualtourismus, etwa für Campingurlaube und Reisen in Ferienhäuser, kein größeres Infektionsrisiko darstelle. „Es war nicht erkennbar, dass sich daraus eine weitere Infektionswelle ergeben hatte“, so Janßen. Mit den Beschlüssen sei der Osterurlaub an der Küste nun „praktisch gestorben“.
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