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Usedom: Versunkene Stadt vor der Insel? Diese Spuren führen zu dem mystischen Ort

Usedom: Versunkene Stadt vor der Insel? Diese Spuren führen zu dem mystischen Ort

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© imago/imagebroker

Usedom: Woher die Insel ihren Namen hat

Nach Rügen ist Usedom die zweitgrößte Insel Deutschlands. Die Insel an der Pommerschen Bucht hat 76.500 Einwohner. Sie ist zum Großteil Deutsch, jedoch ist auch ein Teil im Osten von ihr bereits polnisch. Gelegen an der Ostsee ist sie ein absoluter Touristenmagnet.

Versunkene Städte und ihre Geschichten bewegen Menschen schon seit Jahrhunderten. Atlantis, Rungholt, Herakleion – die Liste ihrer Namen ist lang und die Sagen, die sich um sie ranken, füllen ganze Bibliotheken. Auch auf der Ostsee-Insel Usedom wabert ein Mythos im Küstennebel: Vineta.

Wer sich auf die Spuren der Legende nach der einst reichen Stadt begibt, wird auf Deutschlands zweitgrößter Insel schnell fündig. Auf Usedom tragen Pensionen, Speisen in Urlaubslokalen und Apotheken ihren Namen. Es gibt sogar ein Bauunternehmen namens Vineta.

Usedom: Eine reiche Stadt am Grund der Ostsee

„Ob das ein gutes Omen ist?“, fragt sich Martina Krüger. Sie ist Sprecherin der Vorpommerschen Landesbühne, die alljährlich die Vineta-Festspiele auf der Insel veranstaltet. Seit mehr als 20 Jahren beschäftigt sie sich mit der berühmten Sage und hat ihr Wissen in einem Buch festgehalten.

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Es gibt viele Aspekte, die die Journalistin an der Vineta-Legende faszinieren. Da wäre zum einen die lange Historie. Der Kleriker und Chronist Adam von Bremen hat in einer Kirchenchronik bereits 1075 die Idee einer versunkenen Ostsee-Stadt skizziert. Auch Sven Gabelbart, ab 986 König von Dänemark, kam der Sage aus Erzählungen seines Großvaters auf die Spur. „Schon damals kam der wesentliche Kern der Sage zur Sprache, nämlich dass Vineta reich und schön war und dass sie jedem Unterkunft bot, außer den Christen“, erzählt Krüger im Gespräch mit MOIN.DE.

Auch der mögliche Standort der versunkenen Stadt wurde damals beschrieben. „Adam von Bremen hat eine sehr genaue Ortsbeschreibung hinterlassen und dabei zum Beispiel die Odermündung erwähnt“, so Krüger.

Den Einwohnern von Usedom, die lange Zeit in großer Armut lebten, kam die Geschichte einer verschollenen, wohlhabenden Stadt vor ihren Toren sehr gelegen. Hoffnungen auf Funde aus der Vineta-Blütezeit verfestigten die Erzählungen, weitere Aspekte kamen hinzu. „Vineta ist durchgestartet. Man wollte die Stadt und ihren verbuddelten Reichtum finden.“

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Das ist Usedom:

  • Insel in der Ostsee
  • Befindet sich im äußersten Nordosten von Deutschland
  • Die Insel hat zwei Grenzübergänge nach Polen
  • Usedom ist die zweitgrößte Insel Deutschlands
  • Bekannte Ostseebäder sind Zinnowitz, Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck
  • Auf Usedom gibt es einen Flughafen, dieser ist bei Garz gelegen
  • Die größte Stadt auf der Insel ist Swinemünde (Polnische Seite)

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Usedom: Wo ist Vineta?

Bisher hat niemand sie gefunden. Vereinzelte Relikte haben die Suche und Spekulationen in der Vergangenheit immer wieder angefeuert. Gegenstände wie Töpferscheiben und Kompasse wurden unter anderem vor der polnischen Stadt Wolin oder auf Usedom entdeckt.

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„Zuletzt hatten zwei Wissenschaftler Vineta in den 1990er Jahren im Barther Bodden verortet. Allerdings haben sie dort nie etwas gefunden“, berichtet Krüger. Also wird weiter diskutiert, wo der sagenumwobene Ort gelegen haben mag. An der Ostsee ist man sich jedenfalls nicht einig.

Der Popularität von Vineta tut das keinen Abbruch. „Die Geschichte hat verschiedene Erzählstränge und Dimensionen. Deswegen ist sie anders als viele andere Sagen“, stellt Martina Krüger fest. Das ist es wohl auch, was Generationen von Künstlern, Literaten und Wissenschaftlern inspirierte. Selma Lagerlöfs Nils Holgersson zog es nach Vineta, auch bei Jura Soyfer kommt sie zur Sprache. Günther Grass erwähnt sie in „Die Rättin“ und Heinrich Heine thematisiert die Stadt in „Das Seegespenst“.

Usedom: Eine Sage auf modernen Wegen

Auch heute noch findet Vineta Einzug in Kunst und Kultur. Seit 1997 beschäftigt sich die Pommersche Schaubühne mit der Sage, die Vineta-Festspiele ziehen viele Besucher an. Sprecherin Martina Krüger gibt einen ersten Ausblick auf das diesjährige Stück:

„Vineta geht ja regelmäßig unter und nimmt sich deswegen jedes Mal vor, eine bessere Stadt zu werden. Diesmal soll ein großes Goldfest veranstaltet werden, um den Reichtum zu teilen. Doch das gelingt nicht wirklich. Als sich einige junge Einwohner gegen die Älteren stellen und sich mit Gauklern zusammenschließen, stecken die Oberhäupter diese kurzerhand in Heringsfässer und schmeißen sie in die Ostsee.“

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Dabei lassen die Theater-Macher immer auch aktuelle Fragen in die Stücke einfließen. Große Themen wie Umweltprobleme oder die Flüchtlingskrise werden aufgenommen und mit der Handlung verwoben. „Ich glaube, dass Vineta jederzeit eine gesellschaftlich relevante Sage ist“, fasst Martina Krüger zusammen.

Und auch wenn die Suche weitergeht und sich die Vineta-Geschichte über die Jahre fortlaufend verändert, so wird die versunkene Stadt auf Usedom weiterhin ihre Spuren hinterlassen. Denn eines zeigt die andauernde Außeinandersetzung: Auch heute noch hat die Sage großen Einfluss und übermittelt Weisheiten, Erkenntnisse und Herausforderungen, die nach Jahrhunderten noch gültig sind.

„Das Goldfest der Gaukler“ findet vom 25. Juni bis zum 27. August auf Usedom statt. Weitere Informationen findest du >>> hier.